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Elternsex – Wie ist das eigentlich mit der Zweisamkeit?

Wie erhält man sich das Paar sein, wenn man Mama und Papa ist? Und wie schafft man sich die Freiräume fürs kuscheln und Sex? Elternsex, ein, wie ich finde, Tabuthema, über das es viele Theorien gibt, und ganz viele Geschichten von Freunden und Elternratgebern. Und die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Denn so richtig ehrlich ist beim Thema Sex wohl niemand.
Zeit für mich eine Expertin zu Wort kommen zu lassen und dem Mythos Elternsex auf den Grund zu gehen.

Was als Liebespaar begann wird mit der Geburt eines Kindes zu einer Familie. Plötzlich sind aus einem DU und ICH eine WIR geworden. Wenn das erste Kind geboren wird, ist man sich im Vorfeld fast sicher, das man es nicht zulassen wird, das sich etwas (ver)ändert.
„Uns passiert das nicht“ schwören sich Mann und Frau heilig.
Doch nach zahllosen durchwachten Nächten mit stillen, wickeln, tragen und Elternbett wird das Versprechen, dass man sich vor den Kindern gegeben hat, ganz schnell gebrochen.
Nicht (nur) weil die Lust fehlt, nein, es sind auch Zeit, Müdigkeit und Alltag, die eine Dürreperiode im Bett auslösen.

Zeit für mich, mich einmal mit einer Expertin in Sachen Sex auszutauschen und Klartext zu reden.
Wie ist es wirklich?
Ändert sich mit den Kindern einfach alles?
Bleibt der Sex für immer aus?
Kommt er zurück?
Und wie ist das überhaupt mit der Zweisamkeit?

Elternsex - Wie ist das eigentlich mit der Zweisamkeit?

Conny Maikisch ist psychosoziale Beraterin, Ehe- und Familienberaterin, Sexualberaterin sowie Resilienztrainerin. Seit ihrer frühesten Jugend beschäftigt sie sich mit Beziehungsmustern und Themen rund um Sexualität. Neben Beratungen bietet sie Coachings für Einzelpersonen, Paare und Beziehungskonstellationen zu sämtlichen Themen rund um Sexualität und Beziehung an. Außerdem leitet sie Selbsterfahrungsgruppen und Workshops zu eben diesen Themen.
Alle Infos über Conny und ihre beraterische Tätigkeit findet ihr direkt auf ihrer Seite maikisch.com.

 

Tabuthema Elternsex

Ein Artikel wie dieser, über Elternsex, schwirrte mir schon länger im Kopf herum, daher freute ich mich sehr, als Conny sofort Lust hatte, mich mit ihrem Wissen als Fachfrau zu unterstützen.
Ich selbst kann nach 3 Kindern durchaus behaupten – einfach ist es nicht, sich die Freiräume zu schaffen, die es benötigt, um auch weiterhin als Paar zu existieren. Denn die Müdigkeit ist groß und auch bei mir hat sie Überhand über die Lust.
Aber wie kommt das? Und ist es wirklich nur eine Phase? Kann man zum ganz normalen Paarleben, wie es vor den Kindern vorhanden war, einfach wieder zurückkehren oder ist plötzlich doch alles anders? Ich wollte den Fragen auf den Grund gehen und der Frage nach dem Elternsex.

 

Plötzliche Eltern, aus einem (Liebes) Paar wird eine Familie; Warum verändert die neue Rolle des Elternseins die Sicht auf einander?

Häufig leidet die Paarbeziehung unter dem Eltern-sein. Einer Studie zufolge steigt die Zahl der Scheidung von Paaren mit Kindern stärker an als jene von kinderlosen Paaren. Jede fünfte Ehe droht nach der Geburt eines Kindes zu zerbrechen.
Doch woran liegt das?
Es sind viele Faktoren, die die Beziehung plötzlich verändern. Die Wertschätzung und Rollenverteilung ändern sich, Druck und Müdigkeit lasten auf den Partnern, aber vor allem auf der Frau, deren Rolle sich nach der Geburt stark verändert. Plötzlich zu Hause und rund um die Uhr mit einem Kind beschäftigt sein, ist ein starker Einschnitt. Auch für den Vater, der sich oftmals ausgeschlossen und vernachlässigt fühlt, wegen der engen Bindung zwischen Mutter und Kind. Es gilt einander nicht aus den Augen zu verlieren, und das klingt einfacher, als es tatsächlich ist. Einander gegenseitig Raum schenken und den nötigen Respekt entgegen zu bringen sind Dinge, die im Alltag mit Kind ganz oft vergessen werden. Oft ist es auch der Druck, den sich die Partner selbst machen, der Probleme in die Paarbeziehung bringen.


Das Kind ist da – die Lust fehlt.
Kinder verändern das Liebesleben der Eltern – warum ist das so?

Oftmals fehlt schlichtweg nach der Geburt die Zeit für ein erfülltes Liebesleben. Außerdem ist bei vielen Frauen durch die starke Nähe zum Kind das Bedürfnis nach (sexueller) Nähe mit dem Partner sehr gering bis gar nicht vorhanden. Eine Schwangerschaft fordert körperliche und emotionale Höchstleistung von einer Frau. Davon muss sie sich auch erst einmal erholen. Während der Stillzeit hemmt das milchbildende Hormon Prolaktin außerdem das sexuelle Verlangen. Ich rate Paaren, die vor diesem Problem stehen, sich bewußt zu machen, dass dies nur eine Phase ist, die ich wieder vergeht, und Geduld zu haben.

 

Sich Zeit und Raum schaffen.
Kann es wieder gelingen sich als Paar zu finden
ohne sich nur als Eltern zu sehen?

Gerade in der ersten Zeit fordert der kleine Mensch die ganze Zeit und Aufmerksamkeit der Eltern. Selbst wenn sich die Müdigkeit in Grenzen hält fehlen oft Zeit und Ruhe für (sexuelle) Aktivitäten. Mit Fantasie und Organisationstalent gelingt es vielen Paaren sich Raum für Paarzeit zu schaffen. Um sich als Paar nicht zu verlieren ist es sehr wichtig sich auch immer wieder der Rolle als Mann und Frau bewusst zu werden und nicht nur als Eltern. Ein gutes soziales Netzwerk (Großeltern, Babysitter, Tanten, Onkeln….) ist  hier sehr hilfreich, da es ermöglicht sich Paarauszeiten zu nehmen.
Wichtig ist gegenseitiges Verständnis für die neue Rolle des Partners/der Partnerin zu haben – Mutter und Hausfrau vs alleinverdienender Vater als Versorger oder umgekehrte Rollen – Vater in Karenz vs alleinverdienende Mama.
Liebevolle Gesten im Alltag beibehalten. Der Kuss zum Abschied, Arm in Am spazieren gehen. Das schafft Nähe und Vertrautheit und bildet die Basis dafür, leichter auf den /die andere/n Rücksicht zu nehmen. Freiräume schaffen: Jede/r braucht ein Minimum an freier Zeit für sich. Ohne Kind, Arbeit, Verpflichtungen. Freie Zeiten in denen sich nur ein Elternteil um das Kind kümmert und in denen der andere Teil auftanken kann und auch Ressourcen für die Begegnung als Paar erlangt. Ich rate Paaren, sich bewußt Dates mit dem Partner auszumachen, Essen zu gehen und Gespräche abseits von Beziehungs-und Elternthemen zu führen.

Elternsex - Wie ist das eigentlich mit der Zweisamkeit?

Bodyshaming nach der Geburt.
Der Körper verändert sich – ein Grund für ein fehlendes Liebesleben?

Nach der Geburt sind körperliche Veränderungen oftmals tiefgreifend und oft müssen auch Geburtsverletzungen abheilen. Es kann also dauern bis entspannter und schmerzfreier Sex (wieder) möglich ist. Wenn Frauen in der ersten Zeit nach der Entbindung keine Lust auf Sex haben, ist das zunächst einmal eine Entscheidung ihres Körpers. Er muss sich von den Strapazen der Schwangerschaft und Geburt erholen. Zudem hemmt bei einer stillenden Frau das für die Milchbildung zuständige Hormon Prolaktin das sexuelle Verlangen. 

Bei vielen Frauen bleiben dauerhafte Veränderungen nach einer Schwangerschaft, die das Körpergefühl ändern – ein paar Kilos mehr, Schwangerschaftsstreifen, Krampfadern, hängende Brüste und ein nicht mehr straffer Bauch. Einigen fällt es schwer, diese Veränderungen zu akzeptieren, was zu einer großen Scheu führt, den “neuen” Körper zu zeigen. Dies wird als Bodyshaming bezeichnet. Auch für den Partner kann der veränderte Körper gewöhnungsbedürftig sein. Manche Männer finden aber die runderen, weicheren Formen sehr erotisch. Für andere wiederum ist dies befremdlich. Fakt ist – die körperlichen Veränderungen können das sexuelle Verlangen beider Partner beeinflussen. Gerade (sexuelle) körperliche Annäherung kann dabei helfen die Veränderungen zu akzeptieren, sich daran zu gewöhnen und sie zu mögen – Stichwort Selbstliebe.


Warum ist Sex so wichtig?

Sex in der Paarbeziehung.

Sex dient der Fortpflanzung, aber auch dem Lustgewinn, vermittelt Vitalität und Lebensfreude. Weitaus stärker für eine gute Basis in einer Beziehung ist eine Grundlage an Emotionen.
Das „sich gerne haben“, sich lieben und geliebt zu werden. Natürlich ist auch die körperliche Liebe nicht außer Acht zu lassen. Sie baut eine Intimgemeinschaft auf. Nähe und Zärtlichkeit sind besonders wichtig. Das tiefe Vertrauen in den Partner, das starke „wir“ Gefühl und die persönliche Sicherheit die wir einander schenken schaffen Geborgenheit und Halt. 

Es ist die Summe der positiven Emotionen die eine glückliche Beziehung ausmacht und nicht die sexuelle Begegnung allein.

 

Danke liebe Conny für deine Worte. Wer mehr über Conny und ihre Arbeit erfahren möchte, findet als Infos auf maikisch.com.

Elternsex alleine macht also nicht glücklich und es wichtig zu sehen, das Durststrecken nach der Geburt und mit (Kleinst)Kindern im Haus, nur Phasen sind. Sich Freiräume zusammen schaffen, und sich Zeit nehmen für einander, sind wohl die größten Herausforderungen die es zu meistern gilt. Aber am Ende sind es die vielen kleinen Gesten des Alltags, die uns als Eltern und Paar zusammenwachsen lassen und uns glücklich machen.

XOXO
Michaela

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